Meggi

In meinen Mittvierzigern ließen sich Beruf und Kinder nur schwer vereinbaren. Deswegen nahm ich meinen achtjährigen Sohn und meine vierjährige Tochter oft mit zur Arbeit, damit sie zu Hause nicht vereinsamen.

Nach dem Tod ihres Vaters war ich die letzte Bezugsperson und sie wollten mich am liebsten keine Sekunde allein lassen. Für mich war die Situation ebenfalls schwer. Ich litt furchtbar, meinen geliebten Mann verloren zu haben und genoss jeden Moment mit meinen Beiden, die mich so stark an ihn erinnerten.

Auf meiner Arbeitsstelle halfen sie vorbildlich mit, sodass sich weder die Obersten beschwerten, noch sich meine Mitangestellten von ihnen gestört fühlten.

Somit hatten wir Geld zum Überleben und konnten nebenbei viel Zeit miteinander verbringen.

Einige Jahre gingen ins Land und immer wieder hörte ich die letzten Worte meines Mannes, bevor er dem Typhus erlag. Er sagte: „ich sei tierisch begabt und sollte an meinen Träumen festhalten - sie auch nach seinem Tod nicht aufgeben.“

Mit tierisch meinte er die Aufzucht und Pflege von hilfebedürftigen Wieseln. Ich liebte diese Tiere, umsorgte sie und entließ sie später wieder in die Freiheit. Aber es war unmöglich diesen Traum aufrechtzuerhalten, weil ich den ganzen Tag arbeiten gehen musste, um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Also verschob ich ihn auf unbestimmte Zeit.

Mein Sohn war 14 Jahre alt und kam mich nur noch selten auf Arbeit besuchen. Auch meine Tochter sah ich kaum, weil beide viele Freunde hatten, denen sie selbstverständlich lieber ihre Aufmerksamkeit schenkten.

Das machte mich traurig und auch meine Mitangestellten im Hochwerk vermissten sie. Also bat ich sie eines Morgens uns zu besuchen.

Ein schlechter Zeitpunkt - kein guter Tag - aber wer kann das schon im Vorhinein wissen? Ich konnte es zumindest nicht und freute mich sehr auf unser Zusammensein.

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