Dieses Buch beinhaltet die Erzählungen von Tommy, der auf der ewigen Suche nach geruhsamer Stille war. Vincent zog mit seinen Eltern in Kindstagen von Australien nach Bayern und wurde mit vielen Problemen konfrontiert. Das Leben von Alan endete in Gefangenschaft, deshalb strebte er nach absoluter Freiheit.

Tommy

 

Keiner von uns konnte erahnen, wie das Schicksal, ohne schriftliche Vorankündigung, einen Strich durch das Leben ziehen kann. Gerade stand ich noch in der Küche und machte mir einen warmen Kakao und im nächsten Moment war ich plötzlich tot. Ich dachte an nichts Böses … nichts konnte mir meine Leichtigkeit nehmen. Meine damalige Frau Caroline empfand das leider komplett anders und ich konnte sie nicht von meiner Sichtweise überzeugen.

Zu Lebzeiten zogen wir in ein verträumtes Fischerdörfchen nahe Cuxhaven. Für uns ging dadurch ein Wunsch in Erfüllung. Wir kehrten der Großstadt den Rücken und waren nur stundenweise wegen unserer Jobs dort anwesend. Dies trennte ich in zwei Leben. Wären wir nicht auf das Geld angewiesen gewesen, hätten wir nie die Idylle verlassen. Wir waren weit entfernt vom Stress und den Lärm und kauften uns ein kleines Holzhäuschen, das unserem Budget entsprach. Wir erfreuten uns an unserer Liebe und unserem Leben. Es war schön und gut durchplant, bis zu jenem Abend, als ich in der besagten Küche stand und mir einen Kakao machte.

Die Holzbalken knarrten, wie so oft zuvor. Wir dachten uns nichts dabei – warum auch? Holz ist lebendig und verhält sich anders als Beton. Mehr Wissen hatte ich davon nicht, aber es reichte mir aus, um mir keine Gedanken zu machen.

Ich rührte in der warmen Milch und goss die flüssige Schokolade hinein, als es lauter über mir knarrte. Ich sah nach oben, direkt in die erhöhte Dachkonstruktion. Später wollten wir es ausbauen, um Platz für unsere zukünftigen Kinder zu schaffen, aber das konnten wir uns sparen.

Die Holzgeräusche ließen nicht nach und das verunsicherte Caroline. Sie kam zu mir in die Küche und ich legte meinen Arm um sie. Ich wollte ihr die Sorgen nehmen und zeigte auf die Balken.

„Das Holz arbeitet, das ist ganz normal.“ Diesen Satz wollte ich eigentlich sagen, durfte ihn aber nicht beenden. Das Haus brach über unseren Köpfen zusammen und das führte unweigerlich zum Tod. Caroline schrie und schrie. Ihre Haare verfärbten sich mit Blut, als ich mich zu ihr kniete und ihr Gesicht streichelte. Sie war von Holz übersät, als ihr letzter Atemzug erlosch.

„Du darfst nicht sterben! Bitte!“ Während ich sie anflehte, realisierte ich mein eigenes Sterben. „Na so was“, sagte ich und sah mich um. Ich kniete auf meiner Leiche und war mit dem Holz in einer Ebene. Masse und Bestandsrichtlinien verloren ihre Wirkung, aber nicht die Gefühle. Caroline weinte neben mir und schüttelte mit dem Kopf.

„Ich will aufwachen“, wimmerte sie und stieß mich von unseren Überresten weg. „Das ist nur ein Alptraum ... los Caroline werd wach!“, befahl sie ihrem leblosen Körper.

„Wir sind tot“, erklärte ich behutsam. Daraufhin schüttelte sie den Kopf und leugnete es beharrlich, obwohl sie es doch genauso spüren musste, wie ich. Es war ein uraltes Gefühl, das mich durchfuhr. Die Menschlichkeit war von einem Augenblick auf den anderen verschwunden. Die Bedürfnisse existierten nicht mehr. Kein Hunger, kein Durst, keine unstillbaren Verlangen. Alles war in mir vorhanden und forderte keine äußerlichen Hilfsmittel.

Wäre dort nicht Caroline gewesen, wäre ich sofort gegangen. Ich wollte sie nicht allein lassen und redete weiterhin vorsichtig auf sie ein. Ihre Wut war unausweichlich – ich sah sie ihr an. Ich fragte sie nach den Gründen, die sie dazu bewegten. War es der Tod?

So furchtbar empfand ich ihn nicht, denn es würde nichts ändern – er ließe sich nicht ändern. Carolines Unmut wurde mir immer unerklärlicher und ich fragte sie weiter und hoffte auf eine Antwort.

All die Jahre, die wir zusammen verbrachten – es waren 14 – schaute sie mich nie in derartiger Weise an. Normalerweise wäre mein Blut in den Adern gefroren, doch in dem Zustand durchzog mich Kälte und Unwohlsein. Ich wollte nur noch weit weg von ihr und begriff, dass es besser wäre, getrennte Wege zu gehen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich sie so schnell aufgeben müsste ... sie war meine große Liebe ... mein Ein und Alles – in dem Moment war es besser nachzugeben.

 

 

 

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